07. August 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Er hatte sich viel vorgenommen, der Kirchberger Simon Reicher beim 6. DMV Lauf in der Magdeburger Börde. Dank der tatkräftigen Unterstützung seines YACO Racing Teams aus Plauen konnte der junge Österreicher am vergangenen Wochenende (2. und 3. August 2019) seine Pläne umsetzen. In der Nacht zum Samstag gaben die Plauener Mechaniker alles. Sie tauschten bis morgens um 4 Uhr den V10 Motor des Audi R8 LMS aus. Doch der Reihe nach.
Die freien Trainings beherrschte der 19-Jährige wie kein Zweiter. Im Zeittraining zur DMV Dunlop 60 kam der Audi Pilot bei Regen zuerst nicht ganz auf Betriebstemperatur und Simon Reicher musste sich mit Platz vier im Klassement begnügen. „Manchmal ist es schwierig, seinen Rhythmus zu finden. Gott sei Dank steigern wir uns von Rennen zu Rennen, werden immer schneller und können dann auch mal in den Rennen einen vierten Platz gut kompensieren. Diesmal war es allerdings umso schwieriger zu pushen, da unser V10 im Heck mit einer gebrochenen Ventilfeder zu kämpfen hatte. Wir hatten Glück im Unglück. Das Ventil fiel nicht in die Brennkammer, so dass uns ein größerer Motorschaden und dem Führenden Kenneth Heyer ein Überholen erspart blieb“, erklärte der YACO Pilot selbstsicher.
Das Zeittraining für DMV-GTC absolvierte Simon Reicher nur wenige Stunden zuvor unter trockenen Bedingungen. „Es war unglaublich – Pole-Position! Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. Dennoch war es uns wichtig, hier eine Zeit zu erreichen, die uns auch für anderen Serien konkurrenzfähig erschienen ließ. Ein Blick in die Statistiken meines Dateningenieurs verriet, dass wir in Oschersleben mit dem Audi verdammt schnell waren“, erläuterte Simon Reicher.
Das erste der beiden Rennen am Samstag sollte dann auch ganz nach dem Geschmack des Österreichers laufen. „Ich kann es gar nicht oft genug sagen. Aber die Rennen in der DMV sind von einem so hohen Maß an Respekt dem Anderen gegenüber, dass es eine Riesenfreude ist, hier an den Start zu gehen. Dennoch wurde mir nichts geschenkt und ich musste mir den Start-Ziel-Sieg hart erkämpfen. Wieder einmal war es Kenneth Heyer, der mich so stark unter Druck gesetzt hat. Du kannst dir keinen noch so kleinen Fehler erlauben. Er ist ein absoluter Profi und würde nicht zögern diesen gnadenlos auszunutzen. Kenneth, aber auch alle anderen Fahrer an diesem Wochenende, pushen auf letzter Rille, ohne zu vergessen, wie wichtig es ist dem Anderen den notwendigen Raum zu lassen, damit es nicht zu unnötigen Unfällen kommt. Mit Kenneth kannst du Tür an Tür in die Kurve gehen und weißt einfach, er ist ein superfairer Sportsmann“, schwärmte Simon Reicher von seinem ersten Start-Ziel-Sieg in seiner noch jungen Motorsport Vita.
Simon Reichers Teamchef Uwe Geipel sagte nach dem Start-Ziel-Sieg seines Schützlings: „Die Jungs haben die ganze Nacht geschraubt, weil wir gestern einen Ventilfederbruch hatten und schnell den Reservemotor einbauen mussten. Das ist für die Jungs nun der Lohn ihre Arbeit. Jetzt müssen wir ja nicht gleich übertreiben. Es war im Prinzip ein Sieg. Ein Sieg, der auch in Ordnung geht, den er sich auch erkämpfen musste. Mal sehen, wo das nächste Rennen hingeht. Denn es ist ja im Prinzip so, dass wir mit dem Simon hier im DMV-GTC starten, um ihn für die Zukunft aufzubauen. Das der Kenneth ihn so fordert – auch in der Zweikampfstärke – kann für Simon nur gut sein“.
Weniger erfolgreich, jedoch nicht ohne weniger Spaß gehabt zu haben, erlebte Simon Reicher das zweite Rennen der DMV-GTC. „Der Start ist mir leider nicht so gelungen. Kein Wunder also , dass ich nur als Zweiter in die erste Linkskurve nach Start und Zeil eingebogen bin“, meinte das Motorsporttalent. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es diesmal einen Dreikampf geben wird. Isaac Tutumlu Lopez, Simon Reicher und Kenneth Heyer schenkten sich nichts und sorgten für ein großartiges Rennen. Als dem Führenden ein kleiner Fehler unterlief, wollte Simon Reicher dies Ausnutzen. Nutznießer war jedoch Kenneth Heyer, der seine ganze Routine ausspielte. „Keine Frage, Platz drei ärgert mich ungemein. Doch gegen Kenneth darfst du dir keinen einzigen Fehler erlauben. Er weiß, wie man am Lenkrad drehen muss und nutzt das natürlich auch sofort aus. Alles in allem war das ein sehr gutes Wochenende für das gesamte Team“, stellte der Kirchberger fest.
Die Motorsport-Legende Hans Heyer, Vater von Kenneth, äußerte sich ebenfalls dazu: „Wenn man solch ein Rennen sieht, kann man sich nur freuen. Im Endeffekt ist es dann egal, wer gewinnt. Das ist das, was wir alle wollen, dass es letztendlich auch fair zugeht. Das vermisst man heutzutage manchmal. Das ist der Beweis, dass es trotzdem geht. Härteste Konkurrenz, alle Fahrer sind sich einig, aber jeder lässt dem anderen so viel Luft, dass man halt überleben kann.“
Das größte Lob an diesem Wochenende hatte der Simon Reicher für seine Mechaniker: „Wahnsinn, was sie geleistet haben. Wenn alles gut funktioniert und alle gut gelaunt sind, ist so ein Wochenende für alle recht einfach. Zu welchen grandiosen Leistungen und Leiden dein Team in der Lage ist, findest du erst dann heraus, wenn es einmal nicht so einfach läuft. Ich verbeuge mich vor eurer Leistung. Danke an Uwe, Burkhardt, Thomas, Gunnar, Rene, Antonio, Matthias und dem ganzen Audi Customer Racing Team für euren Einsatz.“
Der 24-jährige Simon Reicher ist im Motorsport kein Unbekannter. Seine Karriere begann im Alter von 8 Jahren. Klassisch – auf der Kartbahn. „Ich bin froh im Kartsport, der klassischen Schule des Motorsports, aufgewachsen zu sein.“ Und das mit Erfolg. 2014 gewann das österreichische Motorsport Talent die 43. Trofeo delle Industrie im italienischen Lonato. Nach seiner aktiven Zeit im Kartsport wechselte der Österreicher 2016 in den Automobil Rennsport. Dort gab er 2016 und 2017 sein Debüt mit dem niederländischen Certainty Racing Team in dem Renault Clio Cup Central Europe und in der TCR Germany. 2018 präsentierte sich er mit dem renommierten YACO Racing Team im Cockpit eines Audi RS 3 LMS bei den ADAC TCR Germany. |