Zandvoort bleibt ein turbulentes Pflaster für Simon Reicher
27. Juli 2017 Zurück zur Artikelübersicht »

Es war ein turbulentes Wochenende für den 17-jährigen Simon Reicher. Auf dem Circuit Park Zandvoort absolvierte die ADAC TCR Germany im Rahmenprogramm der ADAC GT Masters ihr viertes von insgesamt sieben Rennwochenenden. Für den jungen Österreicher, dessen Heimstrecke der Dünenkurs an der niederländischen Nordseeküste ist, ging es aber erst einmal darum, den Vorsprung auf sein Vorbild und seinen Coach Jaap van Lagen zu verkürzen. Reicher, der seit einigen Monaten vom holländischen Tourenwagen Profi trainiert und gecoacht wird, hatte vor wenigen Wochen bei dem Rennen in der TCR Benelux Serie auf dem Circuit Zandvoort noch einen Zeitenrückstand von knapp drei Sekunden pro Runde auf Jaap van Lagen. Dieser doch deutliche Zeitunterschied stand also auf seiner ganz persönlichen To-do-Liste. Und zwar ganz weit oben. „Da brauch ich nichts schönreden. Der Unterschied ist mir einfach viel zu groß. Das geht gar nicht. Und egal wo ich mich an diesem Wochenende platzieren werde, zuerst messe ich mich im Zeitabstand zum Jaap“, berichtet der Youngster lächelnd.

Doch so schwer und leicht zugleich seine Aufgabenstellung für dieses Wochenende ausschaut, zuerst einmal musste der junge Österreicher in einem so hochkarätigen Starterfeld „40 Teilnehmer aus 11 Nationen gingen auf die 4.307 Meter lange Rundstrecke“  die perfekte Abstimmung für seinen Audi RS3 LMS Ultra finden. Gute Vorbereitungen und gute Vorsätze alleine reichten jedoch nicht. Bereits im Zeittraining musste der Certainty-Pilot viel Pech verkraften. „Es lief einfach nicht wie erwartet. Immer wieder rote Flaggen und damit ein Abbruch des Zeittrainings. Das ist einfach extrem ärgerlich. Du fährst mit neuen Reifen raus auf die Strecke, wärmst diese auf, bist dann ab der dritten Runde im Angriffsmodus, um noch in selbiger Runde diese durch rote Flaggen zu beenden. Es sind einfach zu viele Fahrer unterwegs, die scheinbar nicht wissen, was sie da tun. Die zweite Rotphase löste ein Mitbewerber aus, dessen Auto aus irgendwelchen Gründen ausrollte, jedoch direkt an einer Rettungsgasse vorbei, um sein Fahrzeug dann 50 Meter dahinter inmitten einer schnellen Passage am Straßenrand zu parken. Wie soll man solche Situationen im Vorfeld planen und berücksichtigen? Im Zeittraining konnte ich ganze vier Runden frei fahren. Doch leider nicht hintereinander und leider auch nicht am Anfang, als meine Reifen noch in ihrem optimalen Fenster waren. Sehr ärgerlich, denn es hat alles zusammengepasst und wir hätten in unserer Gruppe schon in den Top Ten landen können“, erklärte der Schüler der siebten Klasse des Werkschulheims Felbertal die Situation. Das einzig Positive an diesem chaotischen Zeittraining? Geht man nun her und holt sich aus allen drei Sektoren der 4.307 Meter langen Strecke den jeweils schnellsten Sektor und addiert diese zu einer theoretisch schnellen Runde, so hat der sympathische Kirchberger es doch geschafft. Mit einer Minute, siebenundvierzig Sekunden und sechs Zehnteln war er nur knapp eine Sekunde langsamer als Jaap van Lagen.

Doch auch das erste Rennen des Wochenendes am Samstagmittag stand unter keinem guten Stern. „Eigentlich kann man das nicht Rennen nennen. Die ganze Zeit sind wir dem Safety Car hinterhergefahren. Ansonsten nur vier schnelle Rennrunden. Sehr enttäuschend“, kommentierte Simon Reicher sein erstes Rennen. Am Ende stellte er den Audi mit der Startnummer 54 auf einem erfolgreichen zehnten Gesamtplatz ab und sicherte sich somit wichtige Meisterschaftspunkte sowie den Sieg in der Rookie Wertung. Das zweite Rennen der ADAC TCR Germany am Sonntagmittag knüpfte an das erste an. Viele Phasen, in denen gelbe Flaggen ein Angreifen nicht möglich machten, gepaart mit einem Fehlerteufel in der Funkanlage, die eine Kommunikation ab der zweiten Hälfte des Rennens mit seinem Renningenieur in der Certainty-Boxengasse unmöglich machten. „Das ist zum Heulen. Da fährst du dem Safety Car hinterher und bekommst von deiner Box keine Info mehr, dass das Safety Car in dieser Runde reinkommt“, sagte Reicher sichtlich verärgert. Und das zu Recht. Denn wenn alle Fahrer vor dir davon wissen und plötzlich auf das Gaspedal treten, dann hast du bereits viele Meter verschenkt. Auch wenn das Wochenende nicht nach den Vorstellungen von Simon Reicher verlief, viele Unfälle, viele Rot- und Gelbphasen, der ein oder andere kleine selbst verschuldete Fehler und ein enttäuschender zweiundzwanzigster Platz im zweiten Rennen am Sonntag – die Leistungskurve des Kirchbergers in dieser Saison geht ständig nach oben.

Bereits in 10 Tagen kann er erneut in seinen Audi A3 RS LMS Ultra steigen, wenn die Teilnehmer der ADAC TCR Germany auf der Sprintstrecke des Nürburgrings im Rahmenprogramm der ADAC GT Masters zu ihrem fünften Rennwochenende antreten werden.

 

profil

Der 24-jährige Simon Reicher ist im Motorsport kein Unbekannter. Seine Karriere begann im Alter von 8 Jahren. Klassisch – auf der Kartbahn. „Ich bin froh im Kartsport, der klassischen Schule des Motorsports, aufgewachsen zu sein.“ Und das mit Erfolg. 2014 gewann das österreichische Motorsport Talent die 43. Trofeo delle Industrie im italienischen Lonato.

Nach seiner aktiven Zeit im Kartsport wechselte der Österreicher 2016 in den Automobil Rennsport. Dort gab er 2016 und 2017 sein Debüt mit dem niederländischen Certainty Racing Team in dem Renault Clio Cup Central Europe und in der TCR Germany. 2018 präsentierte sich er mit dem renommierten YACO Racing Team im Cockpit eines Audi RS 3 LMS bei den ADAC TCR Germany.

Mehr Informationen über Simon Reicher >>>