01. Juni 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es war sein Wochenende. Der 17-jährige Kirchberger Simon Reicher war am vergangenen Wochenende zu Gast bei der TCR Benelux im holländischen Zandvoort. Die 13 Kurven auf einer Länge von 4.320 Meter sind dem jungen Österreicher wohl bekannt. Zum einen hat sein Team certainty.nl in Zandvoort ihre Heimat und zum anderen hat der Schüler der 7. Klasse des Werkschulheims Felbertal in den vergangenen Monaten auf dem Dünenkurs von Zandvoort an einigen Rennen teilgenommen. Doch egal wieviele Rennen man auf einer Rennstrecke absolviert hat, jedes Rennen ist anders. Und diese Wochenende war ein voller Erfolg für den Youngster. In der TCR Benelux wird entgegen der ADAC TCT Germany, in der Simon Reicher sonst an den Start geht, am Samstag ein einstündiges Rennen mit zwei Piloten die sich das eingesetzte Auto teilen, sowie zwei sogenannte Sprintrennen am Sonntag von jeweils 20 minütigen Dauer gefahren. Am Freitag, nachdem der Audi RS3 LMS Ultra mit der Startnummer 54 in beiden freien Trainings jeweils auf der ersten Position der Anzeigetafel zu sehen war, ging es für den Routinier Jaap van Lagen und Simon Reicher ins Zeittraining. Platz vier war keine so schlechte Ausgangsposition. Wäre da nicht ein kleiner technischer Regelverstoß von den Offiziellen geahndet worden. In der technischen Nachkontrolle stellte sich heraus, dass der Audi auf der Vorderachse 1,1 cm zu tief liegt. Das bedeutete für die beiden Piloten – Disqualifikation. Der Start aus der letzten Position war nun garnicht nach dem Geschmack der beiden Piloten. Doch auch das hielt Reicher und Laagen nicht davon ab, ein sensationelles Rennen den mehr als 50.000 Zuschauern beim Familien Race Day in den Dünen von Zandvoort zu bieten. Nach 25 Minuten Renndauer öffnet sich ein 10-minütiges Zeitfenster, in dem das Team entscheiden kann, wann sie den ersten Piloten für einen Fahrerwechsel an die Box kommen lassen. Nach etwas mehr als 30 Minuten Renndauer übergab des holländische Urgestein des Motorsports auf Platz vier liegend den Audi RS3 LMS Ultra an seinen Partner Simon Reicher. Und der ließ sich es nicht nehmen, auch noch den drittplatzierten zu kassieren um den den TCR-Boliden auf dem dritten Gesamtplatz abzustellen. „Es war unglaublich. Was ich an diesem Wochenende von Jaap über das Setup vom Auto gelernt habe, schlägt alles, was ich in den letzten 6 Monaten trainiert habe. Ich bin super Happy einen solch tollen Trainer und Partner zu haben. Ein ganz großes Dankeschön an Jaap van Lagen“, berichtete der TCR Pilot voller Emotionen.
Die beiden Sprintrennen am Sonntag muss dann jedoch jeder Pilot für sich alleine Fahren. Jeder Fahrer nimmt aus dem ein Stunden Rennen am Sonntag seine beste Rundenzeit mit, die für ihn dann als Startaufstellung zählt. Und damit noch nicht genug mit dem komplizierten Reglewerk. Der Fahrer, der das Langsstreckenrennen als erster startet, muss das Sprintrennen drei und vier am Sonntag fahren. So ging es für Simon Reicher als zweiten Fahrer des Langstreckenrennens vom Samstag, als erster ins Sprintrennen. Platz neun sollte kein schlechter Startplatz sein. Doch egal wie sich das junge Motorsport Talent auch bemühte, am Ende stellte er seinen Audi auf dem neunten Platz ab. Das zweite Rennen verlief dann etwas schlechter. Wieder von Platz neun gestartet, will sich Reicher den vor ihm fahrenden überholen, als er am Kurvenausgang mit dem Hinterreifen eine Mauer berührte. Kein großer Schaden, doch die Spur auf der Hinterachse war so stark verstellt, dass er Kirchberger den Audi in der Box abstellen musste. Nachdem sein Team die Reparatur mit Vollgas erledigte, ging es für Jaap van Lagen an Rennen drei und vier. Um es ab zu kürzen. Beide Rennen zeigte der Holländer den Zuschauern seine Klasse und stellte ihren Audi RS3 LMS Ultra jeweils auf Platz eins ab.
„Es ist der absolute Wahnsinn, was ich von Jaap lernen kann. Ich bin schwer beeindruckt und freue mich schon jetzt auf das nächste gemeinsame Rennen mit ihm“, erklärt der sympathische Reicher am Sonntagabend. Für ihn und sein certainty.nl Team, geht es nun in seine Heimat. Nur wenige Kilometer von seinen Großeltern entfernt findet vom 9. bis 11. Juni 2017 am Red Bull Ring in Spielberg das nächste ADAC TCR Germany Rennen statt. Im Rahmen der ADAC GT Masters ist die Steiermark Gastgeber. Die Rennen werden in voller Länge auf Sport 1 übertragen.
Der 24-jährige Simon Reicher ist im Motorsport kein Unbekannter. Seine Karriere begann im Alter von 8 Jahren. Klassisch – auf der Kartbahn. „Ich bin froh im Kartsport, der klassischen Schule des Motorsports, aufgewachsen zu sein.“ Und das mit Erfolg. 2014 gewann das österreichische Motorsport Talent die 43. Trofeo delle Industrie im italienischen Lonato. Nach seiner aktiven Zeit im Kartsport wechselte der Österreicher 2016 in den Automobil Rennsport. Dort gab er 2016 und 2017 sein Debüt mit dem niederländischen Certainty Racing Team in dem Renault Clio Cup Central Europe und in der TCR Germany. 2018 präsentierte sich er mit dem renommierten YACO Racing Team im Cockpit eines Audi RS 3 LMS bei den ADAC TCR Germany. |